Aus der Küche kam das ununterbrochene Geräusch von laufendem Wasser.
Ich ging leise näher. Laura stand am Spülbecken und schrubbte immer wieder Geschirr. Sie trug einen dünnen Pullover, eindeutig nicht warm genug. Ihre Hände zitterten, ihr Haar war locker zurückgebunden, und ihr Gesicht wirkte ausgelaugt – völlig ohne Energie.
Am Esstisch saßen ihr Mann Daniel und seine Mutter Margaret, warm angezogen und gemütlich essend. Sie lachten leise, als wäre Laura gar nicht da.
Margaret schob ihren leeren Teller beiseite. Daniel sprang auf und rief in Richtung Küche:
„Hör auf mit dem Abwasch und bring mehr Essen!“
Laura zuckte zusammen, wischte sich hastig die Hände an der Hose ab und murmelte ein kaum hörbares „Okay“.
In mir zerbrach etwas. Das war keine einfache Erschöpfung. Es war Demütigung. Und Angst.
Margaret bemerkte mich schließlich und schenkte mir ein dünnes, einstudiertes Lächeln.
„Oh, wir wussten gar nicht, dass du kommst“, sagte sie, ohne aufzustehen.
Ich antwortete nicht.
Ich sah, wie Laura zur Spüle zurückkehrte, die Schultern hochgezogen, jede Bewegung vorsichtig. Als sie den Arm hob, bemerkte ich einen schwachen Abdruck an ihrem Handgelenk. Niemand sonst schien ihn zu sehen – oder es kümmerte niemanden.
Ich trat einen Schritt zurück, tat so, als würde ich auf mein Handy schauen, und wählte eine Nummer, die ich auswendig kannte. Meine Stimme blieb ruhig, obwohl meine Hände zitterten.
„Ich brauche dich sofort hier“, sagte ich. „Im Haus meiner Tochter.“
Ich beendete den Anruf.
Nichts änderte sich. Daniel setzte sich wieder. Margaret aß weiter. Laura spülte weiter und presste die Lippen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten.
Fünf Minuten später klopfte es an der Tür.
Und in diesem Moment wusste ich, dass nichts jemals wieder so sein würde wie zuvor.






